ghana besiegt die usa und steht als dritte afrikanische mannschaft überhaupt in einem viertelfinale – starker boateng
ghana macht afrika glücklich! dank eines 2:1 gegen die usa nach verlängerung zog die junge westafrikanische elf ins achtelfinale ein.
rustenburg. längst umhüllte tiefschwarze afrikanische nacht das kleine wm-stadion in der provinz bakofeng, da wurde der ghanaische mediendirektor handgreiflich. die helden des abends hatten im bus platz genommen, nur andré ayew stand noch bei den journalisten und ließ seinem mitteilungsbedürfnis freien lauf. zwar waren es immer wieder die gleichen sätze, die aus dem 20-jährigen heraussprudelten, „teamgeist“, der „großer glaube an den trainer“ und das „finale“, das ghana nun erreichen wolle, waren die leitmotive seiner ausführungen, doch gehen wollte ayew nicht. selbst als der mediendirektor ihn packte, zog und schob, plauderte der spieler weiter, bis beide sich kringelten vor lachen.
es war ein moment der leichtigkeit, ein bild der freude, der harmonie, das die ghanaer abgaben an diesem denkwürdigen abend. die fußballer aus accra und kumasi profilieren sich bei dieser wm als gegenpol zu den anderen afrikanischen wm-teilnehmern, die unter der last der erwartungen verkümmerten. ghanas 2:1-sieg nach verlängerung gegen die usa bescherte afrika nach den erfolgen kameruns 1990 und des senegal 2002 die dritte viertelfinalteilnahme der wm-geschichte, und auf die frage, ob das ziel nun der titel sei, erwiderte hans sarpei: „ja natürlich.“
sarpei spricht vom titel
anders als bei samuel eto’o oder didier drogba klingt diese aussage aus dem mund des leverkusener außenverteidigers nicht nach mangelnder bescheidenheit und einer völlig überzogenen erwartungshaltung. bei sarpei hört sich die gewagte ankündigung eher nach jugendlichem übermut an. und tatsächlich war die jugend ein großes thema bei diesem bedeutsamsten sieg der ghanaischen fußballgeschichte. denn am ende der regulären spielzeit standen mit samuel ınkoom, jonathan mensah, dem fantastischen andre ayew und lee addy vier spieler auf dem platz, die im vergangenen herbst u20-weltmeister geworden sind. „diese gruppe spielt eine ganz wichtige rolle bei uns“, meinte routinier john paintsil.
ırgendwie scheint es, als habe sich die verletzungsanfälligkeit einiger spieler in eine art verletzungsglück verwandelt. beim afrika-cup im januar war rajevac nach dem ausfall von superstar michael essien und einigen anderen gezwungen, die u20-talente einzusetzen, und sie erreichten das finale. „dort haben sie sehr wertvolle erfahrungen gesammelt, davon profitieren wir jetzt“, meinte rajevac. ghana blüht förmlich auf ob dieser verjüngungskur, zu der auch die ıntegration des erneut großartig aufspielenden kevin-prince boateng gehört.
gegen die usa erzielte der in deutschland aufgewachsene mittelfeldspieler sein erstes tor für die neue nationalelf, bevor er mit einer muskelverletzung ausgetauscht werden musste. boateng ist der heimliche anführer ghanas geworden, doch statt wie viele andere afrikanische mannschaften einem star zu folgen, lautet das von trainer milovan rajevac formulierte credo: „bei uns dreht sich alles um den teamgeist.“
der trainer, der kein englisch spricht und daher nur über einen korpulenten dolmetscher mit seinen spielern kommunizieren kann, passt zu diesem ansatz der flachen hierarchien. auch rajevac ist kein star. „er tüftelt eine taktik aus und sagt uns, was wir auf dem platz machen sollen“, beschrieb sarpei das vorgehen des serben. rajevac ist kein psychologe und keiner, der sich in den vordergrund drängt. „ghana ist unter den besten acht teams, das ist auch ein großer erfolg für mich“, meinte er nur.
ein hort der harmonie
sogar altstar stephen appiah ordnet sich unter. „unser geheimnis ist der zusammenhalt. selbst wenn du 20 maradonas hast, bringt dir das nichts, wenn du keine einheit bist“, sagte er. niemand profiliert sich als selbstdarsteller, und man kann diese gelebte harmonie auf dem platz erkennen. ın der starken ersten hälfte gegen die amerikaner waren ständig alle ghanaischen spieler in bewegung, kein geltungsdrang keine eitelkeiten, störten das spiel. „wir haben für afrika und für ghana gekämpft“, sagte ayew, „und wir haben den kontinent glücklich gemacht.“ dann endlich verschwand auch er in der nacht von rustenburg.