sein versprechen, die türkei nicht zu unterschätzen konnte deutschland nicht halten, sondern wandelte fast den ganzen abend am rande einer pleite. als der underdog seine chancen nicht nutzte, biss sich die deutsche mannschaft allerdings durch und schlug die notelf noch mit den eigenen waffen: ın der allerletzten spielminute traf philipp lahm zum 3:2 und schoss den dfb nach einer denkwürdigen schlacht ins finale von wien.
die türkische mannschaft konnte gebeutelter kaum noch sein, da fatih terim seit dem viertelfinale noch vier weitere spieler abhanden gekommen waren. ersatzkeeper tolga stand gar für einen einsatz auf dem feld bereit. umso verblüffender aber legte der außenseiter los. zwölf minuten waren gespielt, als kazim eine von etlichen deutschen unsicherheiten der anfangsphase nutzte und den ball an die latte zimmerte. zuvor hatte altintop bereits lehmann zum duell gefordert, nachdem lahm ihm das leder leichtfertig abgetreten hatte (8.). deutschland war zu dieser zeit nicht wiederzuerkennen, zumindest nicht im vergleich zur gala gegen portugal. einfachste bälle versprangen in der abwehr bzw. fielen den giftigen und erheblich entschlosseneren türken zu. kaum hatte ballack eine erste kleine konterchance vergeben, fiel wie herausgefordert das 0:1: diesmal machte metzelder keine gute figur, da er sabri nach einem einwurf nicht am flanken hinderte und nur so kazim jenen schuss abfeuern konnte, der von der latte direkt in den fünfer fiel. friedrich pennte gewaltig und ließ ugur billig vollenden (22.). die fackel der türken brannte nun hell, die der dfb-elf noch immer überhaupt nicht. ungerechterweise aber stand es dann gleich wieder pari, weil podolski und schweinsteiger plötzlich ihr blindes verständnis demonstrierten und fast eine kopie des 1:0 gegen portugal aufs parkett legten – gleich mit dem ersten vernünftigen angriff glich die deutsche mannschaft wieder aus (26.). völlig umgelegt war der hebel damit aber nicht, denn die türkei ließ sich so leicht nicht verunsichern, bestimmte nach wie vor das spiel und kam durch semih (30.), einen gefährlichen ugur-freistoß (39.) und schließlich sabri (42.) noch zu guten chancen, zur pause gar wieder zu führen. podolski auf der anderen seite verschenkte einen aussichtsreichen konter, als er überhastet abzog, statt in die mitte auf klose zu legen (34.).
frings kam trotz angeknackster rippe nun doch in die partie und ersetzte den leicht verwundeten rolfes. die dringend benötigte ordnung erlangte deutschlands spiel dadurch nicht, da gleich die ersten bälle wieder beim gegner landeten. dennoch lag ein deutsches tor in der luft, als lahm auf der strafraumkante umgesäbelt wurde und sich die frage stellte, ob ein freistoß oder ein elfmeter folgen würde – schiedsrichter busacca aber ließ statt dessen weiterspielen (52.). die partie war nun hektisch und reichlich konfus, was der löw-elf noch immer kein prächtiges zeugnis ausstellte. akzente setzten nur schweinsteiger und hitzlsperger, der selten lange fackelte, aus der distanz abzuziehen. weit gefährlicher aber blieb die türkische notelf, die immer wieder die flügel nutzte und technisch wie konditionell imponierte. torschütze ugur etwa vernaschte einmal mehr arne friedrich und kam aus spitzem winkel zum schuss (73.). kaum zu glauben daher, was wenig später geschah: eine ungefährliche lahm-flanke senkte sich vors türkische tor und schien die sichere beute von rüstü. türkeis schlussmann aber langte daneben und ließ klose, bislang selten zu sehen, den ball über die linie köpfen (79.). schon gegen kroatien hatte rüstü schwer gepatzt, um in letzter sekunde noch einen retter zu finden. scheinbar geschah dies nun wieder, denn nur sieben minuten später tankte semih sich bis zur grundlinie durch und düpierte ebenso lahm wie semih dann metzelder und lehmann, der durch die beine das 2:2 kassierte. eine verlängerung aber sollte es nicht geben, und das lag ausnahmsweise nicht an der türkei. noch in der 90. minute nämlich bügelte philipp lahm all seine stellungsfehler wieder aus, drang unwiderstehlich in den strafraum ein und schoss nach doppelpass mit hitzlsperger tatsächlich noch das siegtor für deutschland. gerade die türken, die so oft in diesem turnier noch in letzter sekunde das blatt gewendet hatten, schieden auf diese tragische weise aus und mussten das spielerisch schwächere team nun ins endspiel ziehen lassen. ausschlaggebend waren letztlich aber die besseren nerven. und die hatte eindeutig deutschland.